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Natur, Wirtschaft und Wohlbefinden - Wie lassen sich die vier Hauptwirkungen sinnvoll vereinen?

«In einer Handvoll Walderde hat es mehr Lebewesen als Menschen auf der Welt»


Es war definitiv ein ungewöhnliches Bild. Über 80 Personen stapften am Dienstagabend, 10. September, durch den Korporationswald in Baar. Es war weder eine Gruppenwanderung noch ein Teamevent eines Zuger Unternehmens.
Vielmehr hatte die Veranstaltung «Natur, Wirtschaft und Wohlbefinden» des Forums Kirche und Wirtschaft die Leute angelockt. Zum ersten Mal fand ein Anlass des Zyklus «Wirtschaft und Werte» in freier Natur statt. «Während einem Erlebnisrundgang tauchen wir in den Wald ein und diskutieren darüber, wie wir ihn sowohl nutzen als auch schützen können», erklärt Thomas Hausheer, Leiter des Forums Kirche und Wirtschaft und Organisator des Veranstaltungszyklus.
Anders als bei früheren Veranstaltungen waren an diesem Abend auffallend viele Personen aus der Wirtschaft dabei, vor allem aus den Bereichen Gartenbau und Forstwirtschaft. Neben ihnen waren auch lokale Politikerinnen und Politiker sowie Kirchenmitglieder anzutreffen.

So wichtig ist der Wald für Mensch und Gesellschaft

Im Verlauf des Abends informierten vier Fachpersonen, die alle auf unterschiedliche Weise mit dem Wald zu tun haben. «In einer Handvoll Walderde hat es mehr Lebewesen als Menschen auf der Welt», sagt Martin Ziegler, Leiter des Amts für Wald und Wild des Kantons Zug, «Der Wald ist ein komplexes Ökosystem und wir kennen nur einen Bruchteil davon. Darum gilt es, zu staunen, ihn zu beschützen und mit Nachsicht zu geniessen.» Welche Wirkung der Wald auf den Menschen hat, weiss Tanja Flütsch. Sie ist Natur- und Jobcoach und Waldbaden-Leiterin und verhilft Menschen zu ihrer inneren Stärke zu gelangen. «Der Wald funktioniert wie ein Co-Coach, ein Spiegel. Das Beobachten der Natur hilft dabei, zu inneren Einsichten zu gelangen», erklärt sie. Nicht nur für die innere Balance und die psychische Gesundheit ist der Wald wichtig.

Wälder liefern Holz, sauberes Trinkwasser, reinigen die Luft und regulieren das Klima. «Der Wald hat sehr viele Funktionen und Anspruchsgruppen», sagt Beda Schlumpf, Abteilungsleiter Fischerei und Jagd des Kantons Zug. Wie kann man den Wald nutzen und schützen? Wie gelingt es, dass er nicht nur der Erholung dient, sondern auch dem Klimaschutz? Auswege aus diesem doppelten Dilemma thematisierten die vier Wald-Fachpersonen Walter W. Andermatt, Tanja Flütsch, Martin Ziegler und Beda Schlumpf während einer Podiumsdiskussion im Anschluss an den Waldrundgang. Stefan Doppmann, Präsident der Vereinigung der Katholischen Kirchgemeinden des Kantons Zug, moderierte das angeregte Gespräch.

Demut gegenüber dem Wald empfinden

Besonders intensiv diskutierten die Podiumsteilnehmenden die Demut, die man bei einem Waldspaziergang spürt. Ebenso thematisierten sie die wachsenden Ansprüche der Bevölkerung an den Wald und die Tätigkeiten der Waldeigentümer. «Wir schlagen Holz ganz gezielt, sodass Licht auf den Boden fällt und neues Leben entstehen kann, aber auch genügend Platz für Freizeitaktivitäten im Wald vorhanden ist», sagt Walter W. Andermatt, Präsident der Korporation Baar-Dorf und Vizepräsident des Verbandes der Waldeigentümer, «Es ist wichtig, dass ein Gleichgewicht zwischen der Holznutzung und dem Naturschutz eingehalten wird.»

Nach der Podiumsdiskussion tauschten sich die Teilnehmenden bei einem Imbiss bis spät abends weiter aus. Teilnehmer Josef Häfliger meint: «Vieles ist mir erst durch den Rundgang bewusst geworden. Ich fand es schön, wie es den Fachpersonen gelang, Demut gegenüber dem Wald zu thematisieren.» Genau das liegt auch dem Organisator Thomas Hausheer besonders am Herzen: «Mir ist es wichtig, ethische Impulse für ein verantwortungsvolles Handeln gegenüber unseren Wäldern mitzugeben.»

Foto: Thomas Müller

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